Spielsucht und Parterschaft
Wenn der Partner spielsüchtig ist
Eine Beziehung mit einem spielsüchtigen Menschen bringt viele Herausforderungen. Dazu kommt die Unsicherheit, ob die Situation womöglich noch schlimmer wird. Nicht selten steht man dann vor der Frage, ob eine Partnerschaft mit einem Spielsüchtigen überhaupt noch sinnvoll ist.
Je nachdem, wie lange Sie sich bereits in einer Partnerschaft mit einem spielsüchtigen Menschen befinden, kennen Sie vermutlich verschiedene Facetten seines Verhaltens. Gerade zu Beginn ist ein Erkennen der Spielsucht schwierig, womöglich haben Sie sich gerade erst kennengelernt und bemerken nun die ersten problematischen Verhaltensweisen.
Wenn Sie schon länger über die Sucht Ihres Partners Bescheid wissen, werden Ihnen viele der typischen Probleme im Familienleben bekannt vorkommen: Geldsorgen, Lügen und Zukunftsängste sind Ihnen dann vermutlich nicht neu.
Langjährige Partnerschaft mit einem Spieler
Die meisten Partner eines spielsüchtigen Menschen haben gelernt, mit der Sucht zu leben. Nach einiger Zeit muss man jedoch feststellen, dass die Partnerschaft zunehmend leidet und man allmählich an die eigenen Grenzen stößt. Womöglich liebt man den Partner noch, hat oft versucht zu helfen, war aber nur wenig erfolgreich. Vielleicht haben Sie auch schon genug von den gebrochenen Versprechen, den Lügen und der finanziellen Not und überlegen eine Trennung?
Zunächst ist es sinnvoll, die Sucht seines Partners zwar zu akzeptieren, aber nicht als gegeben hinzunehmen. Eine Spielsucht kann überwunden werden und Sie können Ihrem Partner dabei helfen. Es wird nicht einfach sein, aber es ist möglich. Eine Spielsucht muss nicht das Ende der Partnerschaft bedeuten. Gerade wenn Sie eine gemeinsame Familie mit Kindern haben, kann es sinnvoll sein, gemeinsam gegen die Abhängigkeit zu kämpfen.
Was Sie tun können, um Ihren spielsüchtigen Partner zu helfen, erklären wir hier.
Einem Spieler helfen
Ohne Ihre individuelle Situation genau zu kennen, sind Tipps und Ratschläge schwierig. Sie sollten jedoch einige Dinge beachten:
- Übernehmen Sie die Verantwortung für sich und Ihre Kinder. Das bedeutet auch, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Vergessen Sie nicht: Auch Sie haben das Recht auf ein zufriedenes und eigenständiges Leben. Wenn Sie merken, dass es nicht mehr geht, suchen Sie professionelle Hilfe auf und überlegen Sie, die Beziehung zu beenden.
- Legen Sie sich ein eigens Bankkonto zu, auf welches Ihr Partner keinen Zugriff hat.
- Vorwürfe mögen zwar berechtig sein, bringen Sie aber nicht weiter und lösen keine Probleme.
- Es ist normal, dass die Sucht eine Belastung für die Beziehung darstellt. Wenig Intimität, kaum Sex und Distanziertheit sind Folgen der Spielsucht.
- Überdenken Sie Ihre Beziehung regelmäßig. Hat es Fortschritte gegeben? Was hat sich in den letzten Wochen und Monaten geändert? Haben Sie das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein?
- Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Als Partner sind Sie ebenfalls von der Sucht betroffen und leiden unter den Folgen. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeugt von Verantwortung gegenüber sich und seiner Familie.
- Änderungen können nur vom Spieler selbst herbeigeführt werden, Sie können ihm jedoch dabei helfen.
Charakter eines Spielsüchtigen
Viele Partnerschafen von Spielern leiden unter dem Verlust von Vertrauen, etwa wenn gemeinsames Geld verspielt wird oder wenn Versprechen und Vorsätze gebrochen werden. Halten Sie sich vor Augen, dass es sich bei der Spielsucht um eine Erkrankung handelt und Rückfälle ein Teil des Krankheitsverlaufs sind.
Kommen Lügen nur im Zusammenhang mit dem Glückspiel vor oder betreffen Sie auch andere Bereiche Ihrer Beziehung? Sie müssen Lügen und Missbrauch von Vertrauen natürlich nicht akzeptieren, es hat aber wenig Sinn, den Partner über Monate hinweg mit denselben Vorwürfen zu konfrontieren. Entscheiden Sie für sich, wie viel Toleranz Sie gegenüber der Krankheit zeigen wollen und legen Sie sich eine Grenze fest, die sie nicht überschreiten.
Überlegen Sie sich einen Plan für den Notfall. Was wäre zu tun, wenn Sie nicht mehr können?
Häufig kommt es bei Beziehung mit einem Spieler zu einer emotionalen Distanzierung. Der Partner hat scheinbar mehr Interesse am Glückspiel als an der eigenen Beziehung; seine Emotionen drehen sich offenbar nur mehr um die Sucht. Das kann sehr verletzend und enttäuschend sein – ist aber Teil der Krankheit.
Auch hier gilt: Die Krankheit mag zwar womöglich Grund für das Verhalten Ihres Partners sein, es liegt aber an Ihnen, ob und in welchem Ausmaß Sie es tolerieren möchten. Sie sind in erster Linie für sich selbst und Ihre Kinder verantwortlich.
Spielsüchtigen fallen lassen?
Zumeist weiß man am Beginn einer Beziehung noch nichts über die Abhängigkeit des Partners. Das hat vor allem mit dem schleichenden Verlauf der Erkrankung und den damit verbundenen Schwierigkeiten beim Erkennen der Spielsucht zu tun.
Häufig können die Betroffenen ihre Sucht gut verstecken und selbst gute Freunde oder der Partner merken nichts von den Problemen. Wenn finanzielle Angelegenheiten nur selten besprochen werden, kann es passieren, dass erst nach Jahren – wenn die finanziellen Verluste nicht mehr zu verheimlichen sind – das wahre Ausmaß der Abhängigkeit sichtbar wird.
Viele Angehörige befinden sich in einer schwierigen Situation: Sie hegen zwar schon länger einen Verdacht, möchten aber auch den Beteuerungen und Versprechen des Partners Glauben schenken. Geben Sie Ihrem Partner eine Chance, verschaffen Sie sich aber selbst ein Bild über die finanzielle Lage. Vertrauen ist ein wichtiger Teil einer jeden Beziehung, seien Sie sich aber bewusst, dass Sie womöglich enttäuscht werden.
Wenn Sie sich in einer frischen Beziehung mit einem spielsüchtigen Menschen befinden, sollten Sie zunächst das Ausmaß der Sucht abklären. Wie sieht die finanzielle Lage aus? Ist sich Ihr Partner des Problems bewusst? Gab es womöglich schon mehrere, erfolglose Versuche, die Sucht zu überwinden? Nur wenn Sie die Details der Suchterkrankung kennen, können Sie abschätzen auf was Sie sich einlassen.
Eine Beziehung ist natürlich immer möglich, allerdings sollten Sie sich der damit verbundenen Probleme bewusst sein. Achten Sie darauf, nicht die Rolle eines Therapeuten zu übernehmen. Sie können Ihrem Partner zwar helfen, es ist aber nicht Ihre Aufgabe, die Sucht für ihn zu bekämpfen.
Kinder von Spielsüchtigen
Befinden sich Kinder im gemeinsamen Haushalt, sollte besondere Rücksicht auf deren Bedürfnisse genommen werden:
- Kinder leiden besonders stark unter emotionaler Zurückweisung. Versuchen Sie trotz allem, ihnen das Gefühl zu geben, geliebt zu werden und wichtig zu sein.
- Kinder können die Handlungen des Spielers nicht nachvollziehen. Sie merken zwar die angespannte finanzielle Lage, können jedoch nicht verstehen, wieso ein Elternteil trotzdem spielt. Versuchen Sie, die Kinder finanziell abzusichern, etwa durch ein Konto für notwendige Ausgaben, auf das der Spieler keinen Zugriff hat.
- Ältere Kinder müssen häufig Verantwortung für Geschwister übernehmen und bekommen die Aufgaben eines Elternteils übertragen. Achten Sie darauf, die Kinder nicht zu überfordern.
- Kinder nehmen die Lügen und Täuschungen des Spielers ebenso wahr wie der Partner. Versuchen Sie, die Kinder möglichst von den Vorwürfen, Verleugnungen und Enttäuschungen der Partnerschaft herauszuhalten. Bei älteren Kindern kann es helfen, mit einfühlsamer, einfacher Sprache die Krankheit zu erklären.
- Unterstützen Sie den Selbstwert Ihres Kindes.
- Ziehen Sie das Kind nicht in Auseinandersetzungen hinein, etwa als „Zeuge“ für Vereinbarungen.
- Drängen Sie Ihr Kind nicht dazu, Partei für einen Elternteil zu ergreifen.
- DHS: Suchtmedizinische Reihe Band 6: Pathologisches Glücksspielen
- Meyer, Bachmann: Spielsucht - Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten
- Batthyány, Pritz: Rausch ohne Drogen - Substanzungebundene Süchte
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