Trockener Alkoholiker

Das Leben mit einem trockenen Alkoholiker

Ein trockener Alkoholiker

Das Leben als trockener Alkoholiker erfordert Disziplin und Selbstkontrolle. Als Angehöriger können Sie helfen, diese Herausforderung zu bewältigen. Schon einfache Maßnahmen können dazu beitragen, die Sucht dauerhaft in den Griff zu bekommen. Aber auch trockene Alkoholiker finden hier wertvolle Tipps.

Lesedauer 7 Min.
Thema Alkoholismus
Zielgruppe Angehörige
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Letzte Aktualisierung:

Als trockener Alkoholiker wurden Ihnen vermutlich bereits während der Behandlung der Alkoholsucht einige Regeln für das Leben ohne Alkohol vermittelt. Aber auch für Angehörige ist es sinnvoll, sich darüber zu informieren: Sie können dem trockenen Alkoholiker helfen, ein zufriedenes Leben ohne Alkohol zu führen.

Informieren Sie sich über Alkoholismus und kontaktieren Sie professionelle Beratungsstellen.

Beachten Sie dabei einige grundlegende Punkte:

  • Wenn Sie oder Ihr Angehöriger bereits in Behandlung waren, fragen Sie dort nach einer Rückfallprävention.
  • Wurde ein Notfallplan vereinbart?
  • Gibt es einen Notfallhelfer, der im Fall des Falles kontaktiert werden kann?
  • Wurde ein Notfallhelfer bestimmt, sollten Angehörige die Wahl vorbehaltslos akzeptieren.
  • Der Notfallhelfer sollte über seine Rolle Bescheid wissen und seine Aufgaben kennen.

Selbsthilfegruppen für trockene Alkoholiker

Trockene Alkoholiker (und auch deren Angehörige) sind bei der Abstinenz nicht auf sich alleine gestellt. Viele andere Menschen befinden sich in einer ähnlichen Situation. Entsprechende Selbsthilfegruppen gibt es sowohl für trockene Alkoholiker als auch für Angehörige.

Sie werden merken: Gemeinsam geht es leichter. Es wird Ihnen Halt geben, Ihre Fragen und Probleme offen und ohne Scham mit anderen zu teilen. So vermeiden Sie eigene Fehler und lernen von den Erfahrungen anderer Angehöriger.

Wenn Sie keine Selbsthilfegruppe besuchen möchten, stellen womöglich Beratungseinrichtungen, Therapeuten oder gute Freunde eine Alternative dar. Wichtig ist rechtzeitiges Handeln: Fragen Sie um Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Rückfall kurz bevorsteht.

Angehörige trockener Alkoholiker

Angehörige, die mit einem trockenen Alkoholiker in einem Haushalt leben, können mit ein paar einfachen Verhaltensregeln die Abstinenz unterstützen:

Tipp

Beschreibung

Leben Sie alkoholabstinent

Auch wenn Ihr Angehöriger es nicht verlangt – gehen Sie mit gutem Beispiel voran und verzichten Sie auf Alkohol. So setzen Sie ein Signal: Es geht auch ohne Alkohol. Sie zeigen Einfühlungsvermögen und Verständnis. Gemeinsam beginnen Sie ein neues Leben, in dem Alkohol keinen Platz mehr hat.

Keine Alkoholvorräte

Bewahren Sie keine alkoholischen Getränke im gemeinsamen Haushalt auf. Stattdessen sollte eine Reihe an alkoholfreien Getränken und Säften vorrätig sein. Wird doch einmal – etwa bei Feierlichkeiten – Alkohol getrunken, entsorgen Sie die angefangenen Flaschen und Reste umgehend.

Schlussstrich ziehen

Schließen Sie mit der Zeit vor der Abstinenz ab. Vermeiden Sie alte Vorwürfe und Versäumnisse, in Ihr neues Leben mitzunehmen. Blicken Sie nach vorne – lassen Sie alte Wunden heilen, anstatt sie immer neu aufzureißen.

Gemeinsam in der Abstinenz

Bewältigen Sie Herausforderungen gemeinsam. Alkohol ist nicht nur das Problem eines Einzelnen, alle Angehörigen leiden darunter, und eine Lösung kann nur unter Einbeziehung der ganzen Familie funktionieren.

Partnerschaft

Vor der Abstinenz war es für Angehörige nicht immer einfach – sie mussten eine Vielzahl an Verpflichtungen des Alkoholikers übernehmen. Beginnen Sie wieder, Aufgaben an Ihren Angehörigen zu übertragen. Falls Sie selbst ein trockener Alkoholiker sind, versuchen Sie, Ihre Aufgaben und Pflichten gewissenhaft zu erfüllen.

Es ist wichtig, dass wieder Verantwortung übernommen und neues Selbstvertrauen geschöpft werden kann. Auch wenn es nicht immer klappt – der Betroffene muss lernen, mit Enttäuschungen und Fehlschlägen umzugehen, ohne gleich zur Flasche zu greifen.

Vertrauen in den trockenen Alkoholiker

Sprechen Sie offen über Ihre Empfindungen, Ängste und Sorgen. Lassen Sie Ihren Angehörigen an Ihren Gefühlen teilhaben und bauen Sie so langsam eine neue Vertrauensbasis auf. Wenn die Zeit vor der Abstinenz von gebrochenen Versprechen geprägt war, ist es nun an der Zeit, neue Zuversicht zu schöpfen.

Mann trinkt Kaffee in der Abstinenz
Gesellschaftliche Anlässe können für einen ehemaligen Alkoholiker eine Herausforderung sein.

Bleiben Sie bei Meinungsverschiedenheiten sachlich und argumentieren Sie ohne Vorwürfe.

Akzeptieren Sie, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Ein Rückfall ist trotz aller Bemühungen immer möglich. Bleiben Sie realistisch: Wie würden Sie reagieren, wenn es wieder zu einem Rückfall in alte Gewohnheiten kommt? Gibt es einen Plan B? Überlegen Sie, was die nächsten Schritte wären.

Das Leben ohne Alkohol genießen

Auch wenn es sich seltsam anhören mag: Versuchen Sie, die Abstinenz zu genießen und füllen Sie Ihr Leben mit neuen, schönen Inhalten. Für Angehörige des trockenen Alkoholikers gilt: Helfen Sie mit, das Leben des anderen nach dessen Bedürfnissen neu zu gestalten. Achten Sie aber darauf, dass für Alkohol kein Platz ist.

Für viele trockene Alkoholiker war das Trinken ein wichtiger, oft auch schöner Teil ihres alten Lebens. Fällt dieser Teil nun weg, sollten Sie versuchen, den Alltag mit angenehmen, freudvollen Dingen zu füllen.

Halten Sie sich vor Augen: Ein Leben ohne Alkohol bedeutet, auf etwas Schönes zu verzichten. Stellen Sie sich nun vor, Sie müssten auf das drittschönste in Ihrem Leben verzichten. Das können nicht viele. Wenn Sie jedoch lediglich auf das dreißigtschönste verzichten müssten, würde dies vermutlich nicht so schwerfallen.

Dieses kleine Gedankenexperiment soll zeigen, wie wichtig es für Betroffene ist, neue Freude am Leben zu finden. Die Abstinenz kann nur erfolgreich sein, wenn Sie es schaffen, neue Lebenslust zu entdecken und die Freiheit vom Alkohol zu genießen. Solche schönen Dinge können durchaus sehr vielfältig sein und sind von Person zu Person unterschiedlich. Versuchen Sie, Ihre ganz persönlichen Glücksmomente zu finden – ohne Alkohol.

Häufige Fragen

Was bedeutet es, trockener Alkoholiker zu sein?

„Trockener Alkoholiker“ bezeichnet eine Person, die früher alkoholabhängig war, nun aber abstinent lebt. Die Sucht bleibt als Erkrankung bestehen, auch wenn kein Alkohol mehr konsumiert wird. Deshalb sind Rückfallprophylaxe, Selbsthilfegruppen und ein stabiles soziales Umfeld entscheidend, um die Abstinenz dauerhaft zu halten.

Wie können Angehörige trockene Alkoholiker unterstützen?

Angehörige können helfen, indem sie selbst weitgehend auf Alkohol verzichten, keine alkoholischen Getränke im Haushalt aufbewahren und eine positive, stabile Umgebung schaffen. Offenheit, Geduld und gegenseitiges Vertrauen sind wichtig. Auch professionelle Hilfe oder Selbsthilfegruppen bieten wertvolle Unterstützung für Angehörige.

Warum sind Selbsthilfegruppen wichtig?

Selbsthilfegruppen geben Halt, Verständnis und Motivation. Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, hilft Rückfälle zu vermeiden und das Selbstvertrauen zu stärken. Für viele Betroffene sind diese Gruppen ein fester Bestandteil ihres neuen, alkoholfreien Lebens.

Wie baut man Vertrauen nach der Abstinenz wieder auf?

Vertrauen entsteht durch Ehrlichkeit, offene Gespräche und Verlässlichkeit. Angehörige sollten ihre Sorgen ansprechen, ohne Vorwürfe zu machen. Für den trockenen Alkoholiker bedeutet Vertrauen, Verantwortung zu übernehmen und Versprechen einzuhalten. Mit der Zeit kann so eine neue, stabile Beziehung entstehen.

Was tun bei Rückfallgefahr?

Wenn Anzeichen für einen Rückfall sichtbar werden, etwa Gereiztheit, Rückzug oder häufige Rechtfertigungen, sollte frühzeitig gehandelt werden. Offene Gespräche und professionelle Hilfe sind nun sinnvoll. Ein vorher festgelegter Notfallplan, inklusive Kontaktperson oder Therapeut, kann in dieser Situation die nächsten Schritte anleiten.

Wie können Angehörige mit der Angst vor einem Rückfall umgehen?

Die Sorge vor einem Rückfall ist normal. Wichtig ist Vertrauen zuzulassen. Angehörige sollten lernen, zwischen Unterstützung und Überwachung zu unterscheiden. Selbsthilfegruppen für Angehörige oder therapeutische Gespräche können helfen, die eigene Belastung zu reduzieren.

Wie kann man das Leben ohne Alkohol genießen?

Ein erfülltes Leben ohne Alkohol gelingt, wenn neue positive Erfahrungen und Interessen geschaffen werden. Sport, Hobbys, Familie oder Reisen können Freude und Sinn ersetzen, die früher mit Alkohol verbunden waren. Abstinenz bedeutet nicht Verzicht, sondern die Chance auf ein bewussteres, gesünderes und freieres Leben.

  • Co-Abhängigkeit: Blaues Kreuz
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Blaues Kreuz: Alkoholrückfall – Prophylaxe, Bearbeitung, Therapie
    (Online, letzer Zugriff am )
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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