Geldprobleme beim Glücksspiel
Finanzielle Schwierigkeiten von Spielern
Finanzielle Schwierigkeiten begleiten fast jede Spielsucht. Früher oder später kommt es zu Verlusten, die nicht mehr mit dem normalen Einkommen gedeckt werden können. Spätestens wenn die Ersparnisse aufgebraucht sind und die Bank einen Kredit verweigert, steht der Spieler vor existentiellen Problemen.
Finanzielle Probleme bei Spielern sind lediglich eine Frage der Zeit. Zu Beginn der Spielsucht sind die Verluste in den meisten Fällen noch gering und genügend Ersparnisse vorhanden. Diese schwinden jedoch stetig – ein Umstand, der von den meisten Spielern weitgehend ignoriert wird. Der Spieler hofft stattdessen auf einen baldigen Gewinn, der die bisherigen Verluste aufwiegen würde.
Neben der Behandlung der Suchterkrankung ist daher auch eine Stabilisierung der finanziellen Situation notwendig. Therapie und Schuldenregulierung sollten parallel stattfinden, denn ein Schuldenabbau ohne Spielabstinenz ist kaum möglich. Aber auch die Spielabstinenz ist leichter einzuhalten, wenn der Schuldendruck nachlässt und ein schuldenfreies Leben möglich scheint.
Beginnende finanzielle Probleme
Für Angehörige scheint es oft unverständlich, wie verantwortungslos Spieler mit ihrem eigenen Geld, aber auch mit dem Vermögen der Familie umgehen. Sind die finanziellen Schwierigkeiten nicht absehbar, wenn Sparbücher aufgelöst werden müssen und Kredite aufgenommen werden? Wie ist es möglich, dass trotz monatelanger Verluste doch noch auf Gewinne gehofft wird? Wieso werden jahrelange Ersparnisse und die Zukunftsvorsorge der Familie buchstäblich aufs Spiel gesetzt?
Im Laufe der Spielsucht verlieren Spieler zunehmend das „Gefühl“ für Geld. Es wird zu „Spielgeld“, etwas das schnell gewonnen wird und genauso schnell wieder verloren gehen kann. Die Gedanken der Betroffenen drehen sich in erster Linie um das Spiel, finanzielle Probleme werden verdrängt.
Die Spielsüchtigen spüren zwar einen steigenden Druck, etwa wenn sie mit Vorwürfen aus der Familie oder Rückzahlungsforderungen konfrontiert werden, flüchten sich davor aber in ihre „Spielwelt“.
Angehörige, insbesondere Lebenspartner, sollten rechtzeitig auf eine Rücklage achten. Legen Sie beispielsweise ein Konto an, auf das der Spieler keinen Zugriff hat, von dem lebensnotwendige Ausgaben getätigt werden können.
Spielsucht-Schulden
Bei fortschreitender Erkrankung müssen früher oder später Schulden gemacht werden. Neben Bankkrediten werden häufig Familienmitglieder und Freunde um Geld gebeten. Vorsicht ist bei illegalen Krediten von „Bekannten“ aus dem Spielerumfeld geboten.
In den meisten Fällen ist die genaue Schuldenlage zunächst unklar. Einerseits haben die Spieler die Schulden verdrängt, andererseits können viele kleine Beträge von verschiedenen Personen ausgeborgt worden sein.
Das tatsächliche Ausmaß der Schulden wird nur während kurzer Phasen wahrgenommen, typischerweise wenn dem Spieler nach großen Verlusten die Hoffnungslosigkeit seiner Lage bewusst wird. Dann kann es zu Panikreaktionen und psychischen Krisen kommen. Hat sich die Situation nach einigen Tagen wieder entspannt, kehren auch die alten Spielgewohnheiten zurück.
Zunächst sollte eine Aufstellung aller Schulden erfolgen. Welche Beträge sind an welche Personen oder Banken zurückzuzahlen? Welche Rückzahlungen sind dringend, welche können womöglich aufgeschoben werden. Denken Sie daran, dass auch geborgte Beträge innerhalb der Familie zu den Schulden zählen.
Schuldenregulierung
Wenn Klarheit über das Ausmaß der Verschuldung besteht, kann ein Finanzplan helfen, diese schrittweise abzubauen. Gerade bei hoher Verschuldung kann ein Besuch bei einer Schuldenberatungsstelle sinnvoll sein. Zudem können folgende Ratschläge helfen:
- Hinterfragen Sie Ihre Konsumgewohnheiten. Was ist notwendig, wo wären Einsparungen möglich?
- Legen Sie einen Haushaltsplan mit Einnahmen und Ausgaben an.
- Wäre eine vorübergehende Verwaltung der Finanzen durch einen Angehörigen sinnvoll?
- Informieren Sie sich über die Möglichkeit einer Privatinsolvenz.
- Planen Sie die Schuldenrückzahlung als Fixkosten im Haushaltsbudget ein.
- Nehmen Sie Kontakt zu Gläubigern auf und informieren Sie sie über Ihren Plan zur Schuldentilgung.
- Verschieben Sie größere Anschaffungen auf das Monatsende.
- Verzichten Sie auf Einkäufe mit Ratenzahlung.
- Sprechen Sie mit Ihrem Lebenspartner offen über Einnahmen und Ausgaben.
- Legen Sie einen kleinen Teil des Einkommens für Notfälle auf ein eigenes Konto.
- Verwenden Sie Kreditkarten nur nach sorgfältigem Überlegen und verlieren Sie nicht den Überblick, falls mehrere Kreditkarten in Gebrauch sind.
- Ein kleiner Betrag sollte für Freizeit und Hobbys reserviert bleiben.
- Vorsicht vor spontanen Einkäufen!
- Verzichten Sie auf kostspielige „Belohnungen“, etwa wenn die Abstinenz eingehalten wurde.
- Versuchen Sie den Monat nicht bei 0 abzuschließen, bilden Sie eine kleine Rücklage.
Erlernen des richtigen Umgangs mit Geld
Viele Spielsüchtige müssen den richtigen Umgang mit Geld wieder neu erlernen. Dabei erfolgt eine Neubewertung von Geld: War es früher normal, dass innerhalb weniger Minuten tausende Euro gewonnen oder verloren werden, gilt es nun, im Alltag einige wenige Euro einzusparen. Vielen Spieler erscheint es mühsam, Monat für Monat kleine Beträge anzusparen, wenn vor kurzem noch hohe Gewinne innerhalb von Minuten erzielt werden konnten.
Das Schuldenmanagement bringt auch eine Fülle neuer Aufgaben: Die Verantwortung über die eigenen Finanzen zu übernehmen, bedeutet neben Disziplin auch sorgfältiges, strukturiertes und vorausschauendes Handeln. Wenn Sie denken, Schwierigkeiten beim Umgang mit Geld zu haben, können folgende Überlegungen helfen:
- Habe ich eine realistische Einstellung zum Geld? Ist mir bewusst, welchen Wert beispielsweise 100 € haben und wie lange dafür etwa gearbeitet werden muss?
- Habe ich einen Überblick über meine Finanzen? Sammeln Sie alle Rechnungen, Kontoauszüge, Gehaltszettel, Mahnungen, etc…
- Welche Emotionen löst Geld bei mir aus? Habe ich das Bedürfnis vorhandenes Geld sofort auszugeben? Löst es Gedanken an Glücksspiele aus?
- Welchen Einfluss hat Geld auf meinen Selbstwert?
- Kann ich mir etwas Gutes tun, ohne Geld dafür auszugeben?
Verwaltung der Finanzen durch Angehörige
Die Übernahme finanzieller Angelegenheiten durch Angehörige sollte gut überlegt sein. In vielen Fällen ist es die einzige Möglichkeit, die Familie vor dem finanziellen Ruin zu bewahren – die Entscheidung sollte aber nicht leichtfertig getroffen werden.
Wenn Sie die Geldverwaltung übernehmen möchten, bedenken Sie folgende Vor- und Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
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Fall Sie sich entschlossen haben, die finanziellen Entscheidungen zu übernehmen, beachten Sie folgende Ratschläge:
- Kleine Geldbeträge können vom Angehörigen als demütigend empfunden werden. Sinnvoller ist es, beispielsweise ein „Wochengeld“ auszubezahlen.
- Legen Sie gemeinsam einen zeitlichen Rahmen fest und definieren Sie Kriterien, wann die Geldverwaltung wieder gemeinschaftlich erfolgen kann.
- Die Auszahlung muss nicht persönlich erfolgen, legen Sie ein eigenes Bankkonto an und überweisen Sie wöchentlich den ausgemachten Betrag. Achten Sie darauf, dass das Bankkonto nicht überzogen werden kann.
- Meyer, Bachmann: Spielsucht - Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten
- DHS: Suchtmedizinische Reihe Band 6: Pathologisches Glücksspielen
- Batthyány, Pritz: Rausch ohne Drogen - Substanzungebundene Süchte
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