Kalter Entzug
Der kalte Entzug bei Alkohol
Viele Alkoholiker überlegen einen kalten Entzug. Die Vorstellung scheint verlockend, schließlich könnte man seine Probleme einfach hinter sich lassen. Tatsächlich ist ein kalter Entzug wenig erfolgsversprechend und in vielen Fällen sogar gefährlich. Wir erklären die Risiken und Alternativen.
Unter einem kalten Entzug versteht man das abrupte Absetzen von Alkohol. Die Idee dahinter ist simpel: Man verzichtet in Zukunft auf Alkohol.
Tatsächlich wird von einem kalten Entzug abgeraten. Das hat vor allem drei Gründe:
- Ein kalter Entzug kann zu starken, lebensbedrohlichen Entzugserscheinungen führen.
- Die Chance auf eine anhaltende Abstinenz ist vergleichsweise gering.
- Mit dem warmen Entzug gibt es eine bessere, risikoarme Alternative.
Vor- und Nachteile eines kalten Entzugs
Vorteile | Nachteile |
---|---|
unbürokratisch | hohes Gesundheitsrisiko |
zu jedem Zeitpunkt möglich | starke Entzugserscheinungen |
kann schnell „ausprobiert“ werden | geringe Erfolgsaussichten |
lässt die eigene Abhängigkeit spüren und motiviert vielleicht zu einem warmen Entzug | psychische Belastung |
für schwere Alkoholiker ungeeignet |
Kalter Entzug: Symptome
Die Symptome des kalten Alkoholentzugs sind körperlicher, vegetativer und psychischer Natur. Sie treten bereits wenige Stunden nach dem letzten Konsum auf. Eine genaue Auflistung möglicher Symptome, Tipps und Ratschläge finden Sie hier:
Gefahren des kalten Entzugs
Wenn Sie gerade überlegen, einen kalten Entzug zu versuchen – lassen Sie es. Ein warmer Entzug verspricht nicht nur bessere Chancen auf Erfolg, sondern vermeidet auch gesundheitliche Risiken. Ein kalter Entzug kann tödlich sein!
Vertrauen Sie nicht auf Berichte von Freunden oder Kollegen die einen kalten Entzug erfolgreich durchgeführt haben. Die Entzugserscheinungen können unterschiedlich sein, womöglich reagieren Sie stärker auf den Alkoholentzug.
Vermeiden Sie unter allen Umständen einen kalten Entzug alleine durchzuführen. Es kann unvermittelt zu Krampfanfällen kommen, eine sofortige intensivmedizinische Betreuung ist dann unbedingt notwendig. Achten Sie daher darauf, bei Eintreten der ersten Entzugserscheinungen jemanden in der Nähe zu wissen – so ist zumindest gewährleistet, dass jemand den Notruf verständigt, wenn sich Ihr Zustand lebensbedrohlich verändert.
Wie lange dauert ein kalter Entzug?
Nach etwa 5 Tagen sind die schlimmsten Entzugserscheinungen überstanden. Einige Symptome können noch länger anhalten, die vollständige körperliche Entgiftung ist nach etwa 2 - 3 Wochen abgeschlossen. Die psychische Abhängigkeit dauert deutlich länger und sollte möglichst zeitnah behandelt werden.
Erfolgsaussichten eines kalten Entzugs
Wer einen Entzug durchführen möchte, hat in der Regel ein klares Ziel. Doch warum sind beim kalten Entzug die Chancen auf dauerhafte Abstinenz so schlecht?
Die körperlichen Entzugserscheinungen lassen die Betroffenen ihre Abhängigkeit deutlich spüren. Zum psychischen Druck kommen nun auch eine ganze Reihe körperliche Beschwerden hinzu. Vor allem die ersten Tage des kalten Entzugs sind besonders schlimm: Man fühlt sich körperlich am Ende und der Griff zur Flasche verspricht eine rasche Besserung der Entzugssymptome. Eine „Behandlung“ des miserablen Zustands scheint nur durch trinken möglich, für viele ist die Kombination von psychischen und körperlichen Druck kaum auszuhalten.
Doch selbst wenn Sie die erste Phase des kalten Entzugs schaffen, gilt es nun die psychische Abhängigkeit zu überwinden. Bei langjährigen Suchterkrankungen ist das leichter gesagt als getan. Alte Gewohnheiten müssen abgelegt, das Leben mit neuen Inhalten gefüllt werden. Sind die guten Vorsätze der ersten Tage einmal vergessen wird es zunehmend schwieriger und viele werden nach einiger Zeit der Abstinenz wieder rückfällig. Daher wird ein warmer Entzug durch entsprechende therapeutische Angebote unterstützt, die Ihnen helfen, Ihren Weg nach dem Entzug zu finden.
Ein kalter Entzug ist für starke Alkoholiker ungeeignet: Er ist schlicht zu gefährlich!
Trotzdem ist die Idee eines kalten Entzugs für viele Alkoholkranke verlockend. Er ist scheinbar unkompliziert – man beginnt, wann man möchte, man benötigt keine Termine, Beratungsgespräche oder ähnliches. Noch dazu ist er kostenlos. Da man den Beginn einfach „verschieben“ kann, taugt er auch als guter Vorsatz, den man ohnehin nie umsetzt.
Für langjährige Alkoholkranke ist ein warmer Entzug besser geeignet. Die gesundheitlichen Risiken sind geringer und die Erfolgschancen höher. Auch die Abstinenz ist beim kalten Entzug durch die fehlende Nachbetreuung schwieriger.
Tipps für den kalten Entzug
Der wohl wichtigste Tipp: Ein warmer Entzug sollte einem kalten Alkoholentzug immer vorgezogen werden.
Trotzdem entscheiden sich manche für einen Entzug zu Hause. Ein kalter Entzug kommt nur für Menschen mit einem gut funktionierenden, unterstützenden Familien- und Freundeskreis und vergleichsweise schwacher Abhängigkeit in Frage. Nur wenn ausgeschlossen werden kann, dass es zu schwerwiegenden Entzugserscheinungen kommen kann, sollte ein kalter Entzug in Erwägung gezogen werden. Eine entsprechende Beurteilung sollte durch einen Arzt erfolgen.
Denken Sie daran, Ihr Umfeld einzubeziehen. Das kann zum Beispiel bedeuten, schon vorher mit Freunden darüber zu sprechen und sich die notwendige Unterstützung zu holen.
Ein kalter Entzug ist selten eine gute Idee. Falls Sie es dennoch probieren möchten, nur wenn:
- Die Alkoholkrankheit leicht ausgeprägt ist.
- Die Familie und der Freundeskreis den Entzug und die Abstinenz aktiv unterstützen.
- Bei medizinischen Notfällen ärztliche Hilfe verfügbar ist.
- Ein Gespräch mit einem Arzt stattgefunden hat und man über die möglichen Auswirkungen informiert wurde.
Vorsicht: Ein unbeaufsichtigter kalter Entzug kann in schweren Fällen tödlich enden!
Kalter Entzug: Ja oder Nein?
Nein. Die gesundheitlichen Risiken bei einem kalten Entzug sind schlicht zu groß. Dazu kommt noch eine vergleichsweise geringe Aussicht auf Erfolg. Wenn Sie Ihre Abhängigkeit langfristig in den Griff bekommen möchten ist ein warmer Entzug der richtige Weg.
Es gibt keine guten Gründe, die für einen kalten Entzug sprechen würden: Weniger Entzugserscheinungen, kein Gesundheitsrisiko, eine bessere Aussicht auf Erfolg und die Behandlung der psychischen Abhängigkeit sollten Sie von der Sinnhaftigkeit eines warmen Entzugs überzeugen.
Viele Betroffene möchten dennoch einen kalten Entzug versuchen. Die Gründe dafür sind vielfältig und nachvollziehbar – trotzdem überzeugen sie nicht. Sei es der Glaube, seine Probleme selber bewältigen zu können oder die Angst vor einem stationären Aufenthalt. Vielleicht möchte man sich auch nur den immer wieder geäußerten Satz beweisen: „Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich möchte...“.
Was auch immer Ihre Gründe für einen kalten Entzug sein mögen, überdenken Sie es nochmal. Der Entschluss, mit dem Trinken aufzuhören bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen und seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Es ist gut, dass Sie sich dazu entschlossen haben – doch niemand erwartet sich, dass Sie es alleine schaffen.
Halten Sie sich vor Augen: Wenn Sie trotz aller Risiken bereit sind, einen kalten Entzug zu wagen, dann schaffen Sie auch einen warmen.
- Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
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Blaues Kreuz:
Alkoholkrankheit – Diagnostik, Therapie, Abstinenz
(Online, letzer Zugriff am )
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Wenn Alkohol zum Problem wird - Suchtgefahren erkennen - den Weg aus der Abhängigkeit finden
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