Wann geht man zum Psychotherapeut und wann zum Psychiater?

Unterschied Psychotherapeut und Psychiater

Frau beim Therapeuten

Fast jeder ist in seinem Leben einmal von einer psychischen Erkrankung betroffen. Für viele stellt sich dann die Frage welche Berufsgruppe nun die richtige Wahl ist. Zum Therapeuten oder doch zum Psychiater?

Lesedauer 5 Min.
Psychische Erkrankungen
Schwerpunkt Behandlung
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Letzte Aktualisierung:

Psychiater

Therapeut

Kann körperliche Symptome abklären und somatische Erkrankungen besser behandeln

Verschiedene psychotherapeutische Schulen bzw. Richtungen

Gut bei seelischen Leiden mit organischen Ursachen

Enger persönlicher Kontakt

Eine erste Besserung der Probleme ist rasch möglich

Zur langfristigen Behandlung

Kann auch Medikamente verschreiben

Kann bei alltäglichen Problemen helfen, die nicht unbedingt eine Krankheit oder Störung sind, z. B. Liebeskummer

Psychiater statt Psychotherapeut

Psychiater sind Mediziner mit einer psychiatrischen Facharztausbildung und dürfen daher Medikamente verschreiben. Sie verfügen aber auch über andere Methoden zur Behandlung seelischer Leiden. Ein Psychiater sollte vor allem bei akuten psychischen Symptomen und Beschwerden aufgesucht werden.

Frau beim Psychotherapeuten
Ein Psychiater verschreibt nicht immer „nur“ Medikamente. Unter Umständen verweist er Sie zu einem Psychotherapeuten.

Zuweilen haben Psychiater den Ruf einfach Medikamente zu verschreiben – ohne den Menschen und seine individuelle Problemlage genau zu kennen. In der Regel stimmt dies jedoch nicht. Medikamente kommen nur zum Einsatz, wenn sie auch notwendig sind.

Die genaue Behandlung wird im Rahmen der ersten Gespräche geklärt. Die Entscheidung, ob Medikamente eingenommen werden müssen, wird erst nach einer Abklärung Ihrer persönlichen Situation bzw. Ihren individuellen Beschwerden getroffen.

Durch den Einsatz von Medikamenten kann eine vergleichsweise rasche Verbesserung von Beschwerden erreicht werden. Wenn Sie Bedenken vor der Einnahme haben, sollten Sie den Psychiater darauf ansprechen.

Aufgrund der medizinischen Ausbildung sind Psychiater die erste Wahl bei körperlichen Beschwerden mit psychischen Ursachen. Sie können abklären, ob das Leiden körperlichen oder seelischen Ursprungs ist und die Behandlung dementsprechend anpassen.

Typische Probleme wären etwa:

  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Paranoia (Verfolgungswahn)
  • Stimmenhören
  • Das Gefühl „verrückt“ zu werden

Psychiater verfügen in der Regel über psychotherapeutisches Basiswissen. Die psychotherapeutische Ausbildung ist aber weniger umfangreich als die eines Psychotherapeutens.

Psychotherapeut statt Psychiater

Psychotherapeuten arbeiten langfristig mit Ihren Klienten an deren Problemen. Der Patient und sein Leiden werden in deren Gesamtheit wahrgenommen, die Behandlung kann dementsprechend sehr individuell und persönlich erfolgen.

Die therapeutische Beziehung ist deutlich enger als beim Psychiater. Die Klienten fühlen sich dadurch in der Regel besser verstanden und wahrgenommen. Allerdings ist ein erster Behandlungserfolg häufig erst nach einigen Wochen oder Monaten spürbar.

Der therapeutische Prozess ist stark von der Persönlichkeit des Therapeuten abhängig: Möglicherweise finden Sie erst auf den zweiten oder dritten Anlauf einen Therapeuten bei dem es menschlich „passt“. Das mag zwar eine Weile dauern, die Qualität der Therapie profitiert davon aber deutlich.

Eine Psychotherapie bietet sich vor allem bei langfristigen seelischen Leiden an. Auch wenn die psychischen Beschwerden kein Symptom einer Erkrankung sind, ist der Besuch eines Psychotherapeuten sinnvoll: Trauer, psychische Belastung am Arbeitsplatz, Beziehungsprobleme oder eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Leben sind nur einige Beispiele bei denen Psychotherapie helfen kann.

Die Psychotherapie kann in manchen Fällen ein Ersatz für eine medikamentöse Behandlung sein. Häufig ist sie auch als begleitende Maßnahme sinnvoll, etwa wenn neben einer medikamentösen Behandlung regelmäßig ein Therapeut besucht wird.

Auch bei rein körperlichen Erkrankungen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein: Chronische Erkrankungen können zur einer großen psychischen Belastung werden. Eine Psychotherapie kann den Leidensdruck verringern und das Wohlbefinden spürbar steigern.

Einige Erkrankungen, welche von Therapeuten und Psychiatern behandelt werden sind mitunter identisch. Typische Leiden die sinnvoll mit einer Psychotherapie behandelt werden können sind:

  • Beziehungsprobleme und Trennung
  • Krisen
  • Essstörungen
  • Vergewaltigung
  • Familienprobleme
  • Sexualität
  • Trauer
  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Hans Morschitzky, Springer Verlag: Psychotherapie Ratgeber
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
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