Angehörige von Alkoholikern
Helfen oder fallen lassen?
Die Sorge um einen suchtkranken Angehörigen kann mühsam und aufreibend sein. Persönlichkeitsveränderungen, Lügen und Enttäuschungen machen das Zusammenleben zu einer ständigen Herausforderung. Doch wie soll man sich nun gegenüber einem Alkoholiker verhalten?
Zunächst ist es wichtig, zwischen „nassen“ und „trockenen“ Alkoholikern zu unterscheiden. Wie Sie den Alltag mit einem trockenen Alkoholiker richtig gestalten können erfahren Sie in unserem Artikel über trockene Alkoholiker.
Leben mit einem trockenen Alkoholiker
Angehöre von Alkoholikern versuchen häufig ihr Bestes, zu helfen. Das ist jedoch gar nicht so einfach. Allzu oft stoßen sie auf Widerstand oder werden ignoriert. Viele stellen sich dann die Frage, ob sie sich richtig verhalten. Dazu kommen Selbstzweifel: Helfe ich richtig? Verschwende ich womöglich meine Zeit? Und warum investiere ich viel mehr Energie als der Betroffene?
Dem Alkoholiker helfen oder fallen lassen?
Die Frage, ob man einem Alkoholiker helfen sollte ist als Außenstehender schnell beantwortet: Ja, wenn Ihr Angehöriger Hilfe braucht, ist es gut und sinnvoll, diese auch anzubieten. Mit der richtigen (professionellen) Unterstützung besteht eine gute Wahrscheinlichkeit die Sucht zu überwinden. Als Angehöriger können Sie dabei eine wichtige Stütze sein.
Bei näherer Betrachtung ist die Entscheidung allerdings nicht immer so einfach und klar. Ohne Ihre individuelle Situation zu kennen ist eine Beurteilung kaum möglich. Hilfe anzubieten hört sich leichter an, als es ist. Häufig bedeutet es eine große Belastung für den Helfenden und wenig Dank von Seiten des Betroffenen. Schneller als gedacht schwinden die eigenen Kräfte und es entwickelt sich eine Co-Abhängigkeit: Man leidet ebenfalls unter der Krankheit, die Sucht des anderen beeinflusst zunehmend das eigene Wohlbefinden.
Hier gilt es, auf die eigenen Grenzen zu achten. Hilfe funktioniert nur, wenn genügend Widerstandskraft gegenüber Rückschlägen und Enttäuschungen aufgebracht werden kann. Leider wird dies häufig erst bemerkt, wenn man an seine Grenzen stößt.
Wenn Sie gerade dabei sind sich zu informieren, kann es gut sein, dass Sie bereits versucht haben zu helfen. Sie haben dann bestimmt bemerkt, dass Veränderungen nicht von heute auf morgen geschehen.
Sie machen aber auch sehr viel richtig: Sich über die Krankheit zu informieren gibt Sicherheit und Selbstvertrauen. Es ist gut und nicht selbstverständlich, dass Sie helfen möchten – achten Sie aber auf Ihr eigenes Wohlbefinden und suchen Sie möglichst rasch nach professioneller Unterstützung.
Vergessen Sie nicht, dass es nicht Ihre Aufgabe ist, die Sucht zu besiegen. Sie können lediglich Hilfe anbieten und so gut es eben geht eine Stütze für den Betroffenen sein.
Ganz egal wie Sie sich entscheiden, vergessen Sie nicht Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. In vielen Fällen kann es die richtige Entscheidung sein, nicht zu helfen. Sie sind auch für Ihr eigenes Leben verantwortlich und irgendwo muss eine Grenze gezogen werden. Wo Sie diese Grenze ziehen, liegt ganz bei Ihnen.
Vermutlich werden Sie dabei viele Dinge berücksichtigen: Gibt es gemeinsame Kinder? Wie stark ist der Alkoholismus ausgeprägt? Was haben Sie bisher schon unternommen? Wie geht es Ihnen persönlich mit der Situation? Sie sehen, eine allgemein gültige Antwort ist kaum möglich.
In so einer Situation kann es hilfreich sein, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Das hilft einerseits die Lage besser einschätzen zu können und bietet auch eine kurzfristige Entlastung.
Halten Sie sich auch vor Augen, dass Ihre Entscheidung immer die Richtige sein wird. Es ist Ihr Leben und Sie ganz alleine entscheiden, ob Sie Hilfe anbieten möchten. Es ist völlig in Ordnung, einen Schlussstrich zu ziehen und niemand hat das Recht, Sie dafür zu verurteilen. Ganz im Gegenteil: Die Tatsache, dass Sie die Entscheidung nicht unüberlegt getroffen haben und sich vorher ausführlich informiert haben, spricht dafür, den richtigen Entschluss getroffen zu haben.
Wenn Sie weitere Informationen benötigen, erfahren Sie hier wie man einem Alkoholiker helfen kann.
Wenn Sie sich gerade in einer Beziehung mit einem Alkoholiker befinden oder sich in einen alkoholkranken Menschen verliebt haben, finden Sie hier wertvolle Ratschläge.
Beziehung mit einem Alkoholiker
Wie geht man mit einem Alkoholiker um?
Doch wie soll man sich nun konkret verhalten? Gibt es Verhaltensweisen, die das Zusammenleben erträglicher machen? Tatsächlich gibt es einige Punkte, die Sie beachten sollten:
- Zeigen Sie Geduld und akzeptieren Sie auch Rückschläge als Teil des Heilungsprozesses.
- Führen Sie Gespräche ruhig und sachlich.
- Verwenden Sie dabei stets die „Ich“-Form.
- Bieten Sie Unterstützung an, versuchen Sie aber nicht die Probleme des anderen zu lösen.
- Klären Sie den Betroffenen über seine finanzielle Situation auf, übernehmen Sie aber keine Schulden.
- Konfrontieren Sie mit Fakten und Tatsachen, ohne emotional zu werden.
- Zeigen Sie Verständnis und Einfühlungsvermögen für die Situation des anderen.
Was tun als Angehöriger?
Neben den oben beschrieben Verhaltensweisen gegenüber dem Alkoholiker gibt es eine Reihe an Dingen, die Sie von sich aus unternehmen können:
- Informieren Sie sich über die körperlichen Folgen des Alkoholmissbrauchs und unterstützen Sie eine gesunde Ernährung.
- Zögern Sie nicht, selbst um Hilfe zu fragen.
- Nehmen Sie Kontakt mit einer Beratungsstelle auf.
- Sprechen Sie mit guten Freunden über Ihre Sorgen und Gefühle. Verdrängen Sie das Thema nicht.
- Machen Sie sich bewusst, dass es sich bei Alkoholsucht um eine Krankheit handelt.
- Bleiben Sie konsequent. Es kann notwendig sein, die nächsten Schritte zu planen – so vermeiden Sie spontane, nicht ernstgemeinte Drohungen und Versprechen.
- Leichter gesagt als getan: Bleiben Sie optimistisch!
- Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen und lassen Sie los, wenn es nicht mehr geht.
Was Sie als Angehöriger nicht tun sollten
Achten Sie auch auf einige Dinge, die Sie besser nicht tun sollten:
- Versuchen Sie nicht, den Kranken zu kontrollieren.
- Verzichten Sie darauf, den Alkohol zu rationieren oder sich auf bestimmte Mengen die „OK“ wären festzulegen.
- Versorgen Sie Ihren Angehörigen nicht mit Alkohol, auch wenn er selbst dazu nicht in der Lage ist.
- Lügen Sie nicht, um etwa ein Fehlen am Arbeitsplatz zu entschuldigen.
- Vermeiden Sie es, dem Alkoholkranken Schuldgefühle zu vermitteln oder ihn zum Sündenbock zu machen.
- Besprechen Sie das Thema nicht in alkoholisiertem Zustand.
- Machen Sie keine Vorwürfe – die macht sich der oder die Alkoholkranke bereits selbst.
- Versprechen Sie nichts, was Sie später nicht einhalten können.
- Sprechen Sie auch keine Drohungen aus, die dann später nicht umgesetzt werden.
- Versuchen Sie nicht die Sucht zu „behandeln“. Finger weg von Hausmitteln und Medikamenten!
- Entleeren oder verstecken Sie keine Alkoholvorräte.
- Lösen Sie nicht alle Probleme Ihres Angehörigen, er muss sich den Konsequenzen seiner Sucht bewusst sein.
Umgang mit einem Alkoholiker in der Familie
In vielen Fällen wohnt der Alkoholiker im geteilten Haushalt und ist Teil der Familie. Vor allem, wenn gemeinsame Kinder am Alltag teilnehmen, sollten Sie folgende Ratschläge berücksichtigen
- Reden Sie mit den Kinder über das Problem. Tipps dazu finden Sie hier.
- Verwenden Sie Kinder nicht als Druckmittel.
- Schützen Sie Ihre Kinder, wenn es notwendig ist. Überlegen Sie sich einen Notfallplan: Was ist zu tun, wenn die Situation eskaliert?
- Womöglich benötigt das Kind Unterstützung von Experten. Beratungsstellen, Therapeuten und Psychologen sind auch für Kinder zuständig.
- Die Therapie einer Alkoholsucht ist erfolgsversprechender, wenn die gesamte Familie einbezogen wird. Informieren Sie sich über Behandlungsmöglichkeiten und nehmen Sie – wenn notwendig – an der Behandlung teil.
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Freundeskreise für Suchtkranke:
Angehörige von Suchtkranken
(Online, letzer Zugriff am )
-
DHS:
Broschüre für Angehörige
(Online, letzer Zugriff am )
-
DHS:
Frau, Sucht, Gesundheit
(Online, letzer Zugriff am )
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