Alkoholiker

Typische Probleme und Fragen

Bild eines Alkoholikers

Vor allem zwei Arten von Menschen lesen Artikel über Alkoholiker: Jene, die trinken oder deren Angehörige. In den meisten Fällen steht dahinter eine Frage. Trinke ich zu viel? Wie kann ich meinem Partner helfen? Was kann ich tun, um meine Sucht zu überwinden? Hier gibt es die Antworten.

Lesedauer 12 Min
Thema Alkoholismus
Schwerpunkt Gesundheit
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Letzte Aktualisierung:

Einige Fragen wären ja einfach zu beantworten: Ist Alkohol ungesund? Wäre es besser, weniger zu trinken? Die Antwort fällt leicht: Ja, Alkohol ist ungesund. Doch leider hilft das kaum jemandem weiter. Es ist normal, Alkohol zu trinken. Es ist auch normal, manchmal einen Rausch zu haben oder einen schlechten Tag bei einem Glas Bier vergessen zu wollen. Einfach zu sagen, es wäre besser weniger zu trinken hilft niemandem seine Probleme zu lösen.

Auf die wirklich wichtigen Fragen gibt es leider keine einfachen, kurzen Antworten. Und selbst wenn es sie gäbe – ohne Sie persönlich bzw. Ihr Anliegen genau zu kennen, wäre es schwierig, die passende Antwort zu liefern.

Die Lösung besteht zumeist darin, sich genauer in das Thema einzulesen und sich zu überlegen, was das für einen selbst und das eigene Trinkverhalten bedeutet. Erkennt man womöglich eigene Verhaltensweisen wieder? Kommt einem die beschriebene Situation bekannt vor? Und empfindet man den einen oder anderen Ratschlag als hilfreich? 

Da die meisten Fragen nicht mit ein paar wenigen Sätzen beantwortet werden können, finden Sie bei vielen Antworten einen Verweis auf den jeweiligen Artikel. Dort wird das jeweilige Thema ausführlich behandelt.

Vergessen Sie nicht, dass das Lesen von Artikel zwar ein erster Anfang sein kann, man aber erst durch aktives Handeln einer Lösung näher kommt. Ein gute Möglichkeit wäre etwa, eine Beratungsstelle zu kontaktieren.

Bin ich ein Alkoholiker?

Das hängt einerseits von Ihren Trinkgewohnheiten ab, andererseits von den Folgen die der Konsum für Sie hatte. Anhand der Menge und Dauer kann man nur das Risiko für eine Alkoholerkrankung ablesen: Je mehr konsumiert wird und je länger die Trinkgewohnheiten aufrechterhalten werden, desto höher ist das Risiko Alkoholiker zu werden.

Beim Alkoholiker steht vor allem die Abhängigkeit im Vordergrund. Eine Abhängigkeit besteht, wenn:

  • ohne Alkohol Entzugserscheinungen auftreten.
  • sich Gewöhnungseffekte bemerkbar machen, man also mehr trinken muss, um denselben Effekt zu erzielen.
  • man die Kontrolle über sein Trinkverhalten verliert, man z.B. trinkt, obwohl man aufhören sollte.

Um zu erkennen, ob Sie oder ein Angehöriger Alkoholiker ist, finden Sie hier einen Leitfaden.

Einen Alkoholiker erkennen

Wie viel Alkohol ist zu viel?

Für Männern gelten 8 „Standardgläser“ pro Woche als risikoarm. Frauen vertragen weniger Alkohol, sie sollten 5-6 Standardgläser pro Woche nicht überschreiten. Um die Gefahr einer Gewöhnung zu reduzieren, sollten zumindest zwei bis drei Tage pro Woche alkoholfrei sein.

Ein Standardglas entspricht dabei etwa einem halben Liter Bier oder einem ¼ Liter Wein.

Kurzfristig werden diese Grenzen häufig überschritten, etwa beim Rauschtrinken. Gesundheitsgefahr besteht dann ab etwa 2 Promille. 

Weitere Informationen zur Wirkung von Alkohol finden Sie hier, Tipps zur Früherkennung von Alkoholismus hier.

Wirkung von Alkohol

Früherkennung Alkoholismus

Nach wie vielen Jahren ist man Alkoholiker?

Das hängt stark von den individuellen Risikofaktoren ab. Klar, Menge und Frequenz des Alkoholkonsums spielen dabei eine Rolle. Trotzdem gibt es Menschen, die selbst nach Jahren keine Abhängigkeit entwickeln. Andere zeigen verhältnismäßig rasch Anzeichen einer Alkoholsucht, hier ist jeder unterschiedlich.

Eine allgemeingültige Aussage ist also nicht möglich. Eine relativ altes, manchmal aber doch ganz brauchbares Modell ist das Phasenmodell des Alkoholismus. Hier finden Sie dazu nähere Informationen und können damit Ihr eigenes Trinkverhalten womöglich besser einschätzen.

Verlauf von Alkoholismus

Wie stehen die Heilungschancen bei einer Alkoholabhängigkeit?

Wie auch bei vielen anderen Krankheiten gilt: Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser ist die Chance auf Heilung. Zu Beginn ist die Prognose relativ gut, daher sollten sich Alkoholiker schon früh in eine entsprechende Therapie begeben. Aber auch bei schweren Krankheitsverläufen ist so gut wie immer eine Verbesserung der Lebensbedingungen möglich. 

Mehr zur Behandlungsmöglichkeiten für Alkoholiker finden sie hier.

Behandlung von Alkoholsucht

Wie kann ich einem Alkoholiker helfen?

Das hängt stark von der Beziehung zwischen Ihnen und dem Alkoholiker ab. Alkoholkranke Familienmitglieder stellen einerseits eine große Belastung für das familiäre Zusammenleben dar, andererseits können Angehörige eine wichtige Stütze und Hilfe zu sein.

Der wichtigste Grundsatz dabei: Zuerst an die eigenen Grenzen denken und rechtzeitig Hilfe suchen, wenn Sie merken, dass es nicht mehr geht.

In Stichwörtern zusammengefasst können Sie in folgenden Bereichen helfen:

  • Informieren
  • Motivieren
  • Hilfe suchen
  • Aktiv helfen 

Klar, hinter diesen Begriffen verbergen sich eine Menge unterschiedlicher Dinge. Welche genau das sind und wie Sie am besten mit der Situation umgehen können, lesen Sie hier.

Wie Sie einem Alkoholiker helfen können

Was sollte der nächste Schritt sein?

Egal ob Sie Betroffener oder Angehöriger sind: Der erste Schritt ist immer, sich Gedanken zu machen und Informationen zu suchen. Vielleicht tun Sie das ja gerade, insofern ist das bereits ein guter Anfang. Der nächste Schritt sollte nun die Kontaktaufnahme mit einer Beratungsstelle sein. Bestimmt werden Sie viele Fragen haben und vermutlich werden das Anliegen sein, die man besser persönlich bespricht. Womöglich ist es also sinnvoll, eine Beratungsstelle zu besuchen und einfach vor Ort zu erzählen, in welcher Lage Sie sich gerade befinden.

Wenn Sie ein Angehöriger sind, können Sie sich natürlich auch an eine Beratungsstelle wenden. Zusätzlich sollten Sie auch versuchen, den Betroffenen ebenfalls dazu zu motivieren. Viele Alkoholiker haben in den ersten Jahren ihrer Erkrankung noch kein Problembewusstsein. Der nächste Schritt wäre also, aufzuklären und zu motivieren. Das ist nicht immer einfach, damit es besser klappt finden Sie hier Ratschläge.

Achten Sie darauf, dass den guten Vorsätzen auch konkret Schritte folgen.

Wie Sie Ihren Angehörigen unterstützen können

Wie funktioniert ein Alkoholentzug

Der Entzug läuft in vier Phasen ab:

Phase

Ziel

Kontaktphase

Diagnostik, Motivierung und Therapieplanung

Entgiftung

Körperlicher Entzug, Behandlung der Entzugssymptome, ärztliche Kontrolle

Entwöhnung

Therapie der psychischen Abhängigkeit

Nachsorge

Rückfallprävention, weiterführende Therapien

Eine genaue Beschreibung verschiedener Entzugsformen bzw. deren Vor- und Nachteile finden Sie hier.

Verschiedene Formen des Alkoholentzugs

 

Lebenserwartung Alkoholiker

Alkoholiker sterben früher. Wie viel früher ist aber schwer zu sagen. Der Alkoholkonsum (etwa durch eine Alkoholvergiftung) ist nur selten die alleinige Todesursache, vielmehr fördert der Alkoholismus eine Reihe an anderen Erkrankungen. Die körperlichen Folgen betreffen fast alle Organe, aber auch eine verkürzte Lebenserwartung durch sozialen Abstieg, gehäufte Unfälle und Suizid müssen bei einer Abschätzung berücksichtigt werden.

Wenn man Todesfälle, die mit Alkoholkonsum zusammenhängen analysiert, weisen sie ein um etwa 20 Jahre geringeres Sterbealter auf.

Allerdings ist zu bedenken, dass eine Aussage über die durchschnittliche Lebenserwartung keine Rückschlüsse auf die eigene Lebenserwartung zulässt. Wenn Sie sich diesbezüglich Sorgen machen, sollten Sie das Thema beim nächsten Arztbesuch ansprechen.

Detaillierte Informationen zu den körperlichen Schäden durch Alkoholkonsum finden Sie hier.

Körperliche Folgen von Alkohol

Wie soll ich mit meinem Angehörigen sprechen?

Alkoholiker reagieren häufig gereizt auf Versuche, das Thema anzusprechen – sei es, weil ihnen das Problembewusstsein fehlt oder weil sie schon häufig Streit wegen des Trinkens hatten. Klar ist aber auch, dass es früher oder später zu einem Gespräch kommen muss.

Auch wenn es nicht immer leicht ist, man sollte versuchen, sich bei der Gesprächsführung an einige Dinge zu halten:

  • Sprechen Sie Ihre Gedanken aus, ohne den anderen dabei zu beschuldigen oder anzugreifen.
  • Vermeiden Sie es, aus einer moralisch „höheren“ Position zu argumentieren.
  • Stellen Sie kein Ultimatum.
  • Vorwürfe und Nörgeln helfen nicht weiter.
  • Führen Sie das Gespräch nur in nüchternem Zustand.
  • Bleiben Sie neutral und objektiv.

Weiter Tipps und Ratschläge finden Sie hier.

Ratschläge für Angehörige

Wer kann mir helfen?

Neben verschiedenen Beratungsstellen können Sie sich – egal ob Angehöriger oder Betroffener – an Ihren Hausarzt, Psychotherapeuten, Psychiater und Selbsthilfegruppen wenden. Genauso können Sie ein Krankenhaus mit eigener Suchtabteilung oder eine Suchtklinik aufsuchen.

Je nach Bedarf, kann die eine oder andere Einrichtung jedoch sinnvoller sein:

Ziel

Einrichtung

Kontaktaufnahme, Diagnose, Therapieplanung

Beratungsstellen
Hausarzt
Psychotherapeut
Facharzt

Entgiftung, Behandlung der körperlichen Abhängigkeit

Krankenhaus
Facharzt
Suchtklinik

Entwöhnung, Therapie der psychischen Abhängigkeit

Beratungsstellen
Suchtambulanzen
Psychotherapeut
Suchtklinik

Nachsorge und Weiterbehandlung, Rückfallprävention

Beratungsstellen
Arzt
Psychotherapeut
Selbsthilfegruppen

Ein Verzeichnis verschiedener Einrichtungen finden Sie hier.

Eine Einrichtung oder Beratungsstelle finden 

Abstinenz oder kontrolliertes Trinken?

Häufig wird als persönliches Ziel das „kontrollierte Trinken“ gewählt. Man möchte nicht komplett auf Alkohol verzichten, aber dennoch das Suchtverhalten in den Griff bekommen. Zudem scheint das Ziel einfacher zu erreichen, schließlich möchte man nicht den Rest seines Lebens auf Alkohol verzichten.

Eine Alkoholikerin versucht kontrolliert zu trinken
Kontrolliertes Trinken ist für Alkoholiker keine gute Idee.

Wenn Sie noch keine Abhängigkeit entwickelt haben, ist kontrolliertes Trinken eine gute Idee: Sie reduzieren damit die Gefahr in die Alkoholsucht abzugleiten. Für Alkoholiker ist das jedoch kein realistisches Behandlungsziel. Die Erfahrung zeigt, dass kontrolliertes Trinken langfristig kaum durchgehalten wird. Früher oder später kommt es doch zum Rückfall.

Wer abstinent lebt, hat meistens auch ein Umfeld, das die Entscheidung respektiert und unterstützt. Beim kontrollierten Trinken wäre man beim ersten Bier dabei und greift dann auch relativ leicht zu einem zweiten. Man lässt sich zu „Ausnahmen“ und „Ausrutschern“ hinreißen, die man leicht hätte vermeiden können. Für Alkoholkranke kann das aber einen Rückfall in mühsam überwundene Verhaltensmuster bedeuten. In diesem Sinne sollte Abstinenz das primäre Ziel eines Alkoholikers sein.

Sie finden hier mehr Informationen zur Vermeidung von Rückfällen.

Wie Sie Rückfälle vermeiden
 

Welche Entzugserscheinungen gibt es?

Viele Alkoholiker leiden unter Entzugserscheinungen, die sie dann mit Alkohol „behandeln“ müssen. Die Entzugserscheinungen betreffen dabei verschiedenste Bereiche des Organismus:

  • Körperliche Entzugserscheinungen
  • Vegetative und neurologische Symptome
  • Auswirkungen auf die Psyche

Manche Entzugssymptome können sogar lebensbedrohlich werden. Starke Alkoholiker sollten daher keinen kalten Entzug ohne ärztliche Kontrolle versuchen.

Eine Auflistung aller Entzugssymptome finden Sie hier.

Symptome beim Alkoholentzug

Wie sollte ich mich gegenüber einem trockenen Alkoholiker verhalten?

Trockene Alkoholiker haben schon viel geschafft. Nun gilt es, die erreichte Abstinenz aufrecht zu erhalten und Risiken zu minimieren. Die Familie und der Freundeskreis spielen dabei eine wichtige Rolle. Schon mit ein paar wenigen Verhaltensweisen können Sie Ihrem Angehörigen eine Stütze sein:

  • Verzichten Sie auf Alkohol.
  • Bewahren Sie keinen Alkohol zu Hause auf.
  • Blicken Sie in die Zukunft und lassen Sie die Vergangenheit hinter sich.
  • Bilden Sie ein Team und bewältigen Sie die Herausforderung gemeinsam.

Vieles davon hört sich einfacher an als es dann tatsächlich ist. Verlieren Sie also nicht den Mut und bauen Sie neues Vertrauen auf. Ausführliche Tipps und Ratschläge können Sie sich hier holen.

Angehörigen bei der Abstinenz helfen

Wie kann ich einem Rückfall vorbeugen?

Zunächst gilt es, Risikofaktoren zu minimieren. Dabei können einige Verhaltensstrategien helfen:

  • Vermeiden Sie Risikosituationen, z.B. das Treffen ehemaliger Trinkkumpanen in Gaststätten.
  • Überlegen Sie, was Ihre persönlichen Rückfallrisiken sind. Wann verspüren Sie den Drang nach Alkohol besonders intensiv?
  • Lenken Sie sich ab, sobald Sie an Alkohol denken müssen.
  • Trainieren Sie "NEIN" zu sagen.
  • Erstellen Sie einen Notfallplan, falls es doch zu einem Rückfall kommen sollte.

Viele weitere Ratschläge um Rückfälle zu vermeiden finden Sie hier.

Rückfälle vermeiden

 

  • Wenn Alkohol zum Problem wird - Suchtgefahren erkennen - den Weg aus der Abhängigkeit finden
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
  • Blaues Kreuz: Alkoholkrankheit – Diagnostik, Therapie, Abstinenz
    (Online, letzer Zugriff am )
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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